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Benutzer:Gunvor

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Bericht einer über 3.700 km langen Reise mit 63erBuckel und 64er Beduin

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„Schreib' doch mal einen Bericht von Deiner Tour für uns, wenn Du wieder zu Hause bist“, sagte Jörg, als ich ihn in Sulz bei Dornbirn im September in der Werkstatt besuchte. „Das ist doch etwas Spannendes, was Du mit Deinem Buckel bereist hast“ „Mach' ich, wenn ich wieder zu Hause bin – versprochen!“

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Nun, ich bin wieder zu Hause, wie lange schon, verrate ich nicht . . .

Angefangen hat der Gedanke, so zu reisen, schon vor über 20 Jahren, als die Autobahn durch den Spessart gesperrt war und mich die Umleitung durch die allerschönsten Gegenden führte. Geschäftlich war ich damals unterwegs. „Wenn ich einmal Zeit habe, dann fahre ich nur noch Land- und Nebenstraßen; die Leitplanken der Autobahnen sehen von Flensburg bis Saarbrücken, von Görlitz bis Aachen alle gleich aus. Aber rechts und links der Autobahnen ist alles verschieden“, dachte ich. Und hatte recht.

Von meiner Heimatstadt Wuppertal brach ich mit meinem 63er Buckel und 64er Dethleffs Beduin Wohnwagen bei herrlichstem Wetter auf.

Seit 1986 fahre ich einen Buckel, das Auto, das ich schon als Student faszinierend fand - den Dethleffs Beduin besitze ich seit 2011.

Die Tagesetappen hatte ich vorgeplant, am Ende einer jeder Tagestour wollte ich immer einen Campingplatz erreichen, von dem ich am nächsten Vormittag wieder aufbrechen sollte. Der erste Tag führte mich durch das Bergische Land, Oberbergische Land, das Siegerland bis Nieder Moos. Die Wälder noch grün im September, die Temperaturen angenehm, die Landschaften veränderten sich nach jeder Kurve, nach jeder Steigung . . . 

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Diese immer wieder neuen Blickwinkel waren das Attraktive der gesamten Tour.

Ich fuhr auf der Deutschen Alleenstraße ,

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der Straße des Fachwerks, Alpentour verkleinert004.jpgder Romantischen Straße.


Von Nieder Moos war es eine relativ lange Passage durch das Vogtland, die Rhön, das obere Maintal über Würzburg bis nach Regensburg. Ich muss – wohl zum Erstaunen aller, die mich kennen, zugeben, dass ich ein Navigationsgerät nutzte. Genau das wurde mir zu Verhängnis, als das Navi mich auf einem recht ungewöhnlichen Weg zum Campingplatz in Regensburg führen wollte: Ein großer Platz mit Kopfsteinpflaster, rechts neben mir der imposante Dom, vollbesetzte Cafés, deren Besucher klatschten, als sie mein Gespann sahen. „Hier stimmt was nicht, der Campingplatz kann hier nicht sein“, dachte ich mir. Als das Navi mich dann noch in die Fußgängerzone lotsen wollte, habe ich den Dienst quittiert, fuhr irgendwie zurück auf „richtige“ Straßen und habe den Campingplatzwart angerufen. „Ja, das kennen wir – fahren Sie einfach Richtung Bahnhof, ab dann kann er wieder.“


Der Sommerabend an der langsam vorbeiströmenden Donau war sehr romantisch, der Lauf am nächsten Morgen erfrischend.

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Es ging weiter Richtung Deggendorf, ich wollte die Blaue Route erreichen, die mich zum Chiemsee führte. Besonders gut an der insgesamt landschaftlich fantastischen Strecke gefiel mir der Chiemgau, die Veränderung der Landschaften erfolgte fast minütlich, das sanfte Auf und Ab gab mir einen Vorgeschmack auf das, was mich noch erwarteten sollte. Auf dem Campingplatz bei Prien am Chiemsee bekam ich den allerschönsten Platz am Ufer.

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Mein alter Buckelfreund Harald wohnte nur einen Steinwurf entfernt und erfreute mich mit seinem Besuch, bei dem er mich mit wunderschönen schwedischen Accessoires aus den 60er Jahren glücklich machte. Nachmittags kam noch Torsten aus dem Berchtesgadener Land mit seinem Buckel vorbei, und es fand quasi ein kleines Buckeltreffen statt.

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Ab Prien ging nun die Reise zusammen mit meiner Frau weiter, über Salzburg, Wolfgangsee auf die Postalm, ein Tipp von Torsten. Wir wurden an der unteren Mautstation an der Postalm angemeldet und waren die einzigen Gäste am frühen Abend.

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Frühherbstlicher Nebel begrüßte uns am nächsten Morgen und die weitere Reise führte uns bis ins Johnsbachtal, einem der schönsten Flecken im Naturpark Gesäuse, Steiermark. Bei der Routenplanung war ich nicht ganz so sorgfältig: Bei den vielen Steigungen stöhnte mein B18-Motor doch merkbar im ersten Gang, ein Schild drohte förmlich mit 23 % Steigung! Ein Segen nur ein relativ kurzes Stück. Kurz bevor der Motor abwürgen wollte, hatten wir den Scheitelpunkt erreicht und ich atmete zusammen mit dem Motor kräftig durch. Das war mir eine Lehre, die weiteren Etappen überprüfte darauf hin noch einmal.

Ich werde jetzt nicht Tag für Tag beschreiben, sondern einige Highlights der 3.750 km langen Reise, die mich durch Österreich, zurück nach Deutschland, wieder nach Österreich, Lichtenstein, der Schweiz zum Bodensee führte. Wunderschön war die Woche beim Kölblwirt,

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auf der Mödlinger Hütte, die wunderschöne Tour über den Sölkpass, der Besuch des Porsche-Museums in Gmünd. Auf dem nahegelegenen Campingplatz Maltatal hatte ich noch den ursprünglichen Plan, weiter mit der Autoschleuse Tauernbahn vom Mölltal in Kärnten in das Gasteinertal zu fahren. Aber mir fiel ein Prospekt von der Großglockner-Höhenstraße in die Hand. „So weit weg liegt ja Heiligenblut gar nicht“, dachte ich. Das mache ich morgen! Der Morgen war allerdings ernüchternd, denn die Berge präsentierten sich mit weißen Gipfeln und Höhenzügen. „Der Glockner ist dicht, da geht nix“, meinte der Betreiber vom Campingplatz. Ich telefonierte mit der Mautstelle, die mir Hoffnung machte, dass die Straße bis zu meinem Eintreffen geräumt sein müsste. Und so war es. „Auf der anderen Seite kann's aber noch Winter sein; tun Sie mir mit Ihrem schönen Gespann einen Gefallen, drehen Sie dann um und kommen zurück“, bat mich die nette Frau an der Mautstelle.

Die Fahrt über die Großglocknerhöhenstraße war tourenmäßig gesehen der tatsächliche Höhepunkt der Reise.

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Zwar ging es nur im zweiten und ersten Gang durch die fantastische Landschaft, aber genau dieses Tempo verschaffte echte Reiselust. Und nebenbei konnte ich auch den Beweis antreten, dass ein über 50 Jahre alter Buckel im Originalzustand zusammen mit einem fast genauso alten, original belassenen Wohnwagen solche Routen und Strecken ohne Probleme bewältigen können.

Die weitere Streckenführung hatte ich auch so geplant, dass ich Freunde aus der Volvoszene besuchen konnte, die ich zum Teil nur durch eMails oder Forumsbeiträge kannte. So in Kempten Reinhard, ein in der Buckelszene bekannter Teilelieferant und begnadeter Verchromer, seinem Freund, der einen 444 präsentierte, der aufwendigst restauriert wurde.

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In Sulz bei Dornbirn machte ich eine mehrstündige Pause bei Kaffee und Kuchen, wobei ich das Vergnügen hatte, Jörg mit seinem Schrauberkumpel beim Instandsetzen seines 1800er zuzuschauen.

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Zwar nur sehr kurz aber nicht weniger herzlich dieser Boxenstopp, nach dem ich weiter nach Meilen am Zürichsee fuhr, um Hans-Jörg zu besuchen, den ich ein Jahr zuvor beim Buckeltreffen in der Lüneburger Heide kennengelernt hatte. Ein ganz anderer Vertreter innerhalb der Buckelliebhaberei als ich, aber nicht weniger interessant, wie er den Buckel sieht.

Dann müsste ich unbedingt noch an den westlichen Teil des Bodensees, denn von dort habe ich den Dethleffs Beduin gekauft. Daniel, Silvia und den Verkaufsgrund der beiden traf ich auf dem Campingplatz.

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Das muss ich kurz erklären: Daniel, Amazon-Besitzer kaufte 2008 den Beduin, der 1964 gebaut, jedoch nur bis 1971 gefahren wurde. Daniel begann die Restaurierung, brach sie allerdings ab, als das Ultraschallbild zeigte, dass sie bald Eltern von Zwillingen wurden. „Den Beduin werden wir die nächste 15 bis 20 Jahre nicht nutzen können“, sagten sie sich und verkauften den teilrestaurierten Wohnwagen, und ich war der glückliche Käufer. Der Beduin war nicht nur bis zum letzten Beschlagteil komplett, sonder das Erstbesitzer-Ehepaar hinterließen eine komplettes Campingausstattung, vom Vorzelt über Besteck bis zum Scheuerpulver – ein Campingmuseum!

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Bad Waldsee war natürlich ein Stopp, denn das Hymer-Museum ist schon ein herrliches Spiegelbild der Zeit, in der das Bett reisen lernte. Witzig war, das der dort ausgestellte Beduin ein deutlich geringeres Leergewicht auf dem Typenschild als meiner aufwies. „Das haben die Hersteller manchmal so gemacht, um kurzfristig Käufer zu finden, zum Beispiel Käferfahrer. Nachgewogen hat nie jemand“, meinte der Technische Leiter des Museums, als ich ihn darauf ansprach.

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Auf dem letzten Campingplatz habe ich noch einen richtigen Typen getroffen, der mit einem Nachbau eines Zigeunerwohnwagens aus dem 18./19. Jahrhundert unterwegs war. Und zwar von Jahrmarkt zu Jahrmarkt.

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Er verkauft selbstgemachte Kerzen und verdiente am Vorlesen selbstverfasster Geschichten. Überhaupt waren die vielen ungeplanten Treffen und Gespräche dieser Reise das Tüpfelchen auf dem i.


Als Resumé kann ich sagen, dass dies nicht meine letzte lange Reise mit dem Buckel samt Beduin war. Und mit Sicherheit werden die Alpen mit ihren fantastischen Panoramastraßen wieder unter die Räder kommen . . .


Gunvor - beim Verfassen dieser Geschichte noch einmal alles durchlebt habend


PS.: Diese Geschichte habe ich in erster Linie für meine österreichischen Oldie-/Volvofreunde verfasst, die diese auch veröffentlichen)





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