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Die fünfte Neulackierung ...

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Hallo Ansgar!

@
meine Amazone wird wohl nie so high end sein wie deine ...

Na ja, dafür befindet sich dein Amazon, obwohl einige Jahre älter, in einem sehr guten Originalzustand!

Beste Grüße
Bernhard

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Der Zusammenbau!

Kaum ein restaurierter Amazon wird noch originale Spiegel dran haben, meistens wurden sie durch welche vom 140er ersetzt. Der Spiegel ist der gleiche, aber der Fuß war zierlicher und kürzer und hatte (Bild 1 unten) eingegossene M6er Gewindebolzen, während der 140er Spiegel mit Blechschrauben befestigt wurde/wird. Weil ich Blechtreibschrauben nicht mag, habe ich M6er Linsensenkkopfschrauben aus V2A durch den Spiegelfuß gesteckt und von innen verschraubt. Das verhindert nicht nur Rost, sondern macht es Langfingern schwerer sie einfach abzuschrauben. Als ich die Spiegel abgenommen hatte konnte ich sehen dass das Blech in diesem Bereich in die Spiegel reingezogen war, die Tür hatte also zwei kleine Beulen nach außen. In der Lackiererei hatte der Spengler das in Ordnung gebracht, bei der Montage aber hätte ich vielleicht wieder zwei Beulchen nach außen gezogen. Der Spiegelfuß ist in diesem Bereich 1mm tiefer als sein Rand, damit dies nicht wieder passiert habe ich mir diese 1mm starken U-Scheiben zurecht geschliffen, mitverzinken lassen und in den Spiegelfuß gelegt. Im Laufe der Jahre bin ich auf Teilemärkten zu zwei neuen Spiegelfüßen mit Stehbolzen gekommen und hätte mir somit zwei alte originale zu recht basteln können, aber dafür hätten die alten Bohrungen zugeschweißt und neue gebohrt werden müssen. Und wer (siehe Bild 1 unten) hängt mir die Feder ein, alle Versuche schlugen bisher fehl, deshalb blieb auch die angerostete Feder (Bild 3) im alten Spiegel an ihrem Platz und wurde nur dick mit Wachs eingestrichen.

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Folgend alles nur Kleinigkeiten, die man bei einer Restauration aber nicht vergessen sollte, wie zum Beispiel diesen Streifen Styropor! Original war da ein Streifen Filz hin geklebt, der dreckig und gammelig sich nur in Fetzen entfernen ließ. Ich rate dazu hier wieder was hinzukleben, denn die Stange der Türentriegelung neigt zu Schwingungen und kann Geräusche machen. Ich habe wieder ein Stück von diesem 4mm dicken gepressten Styropor genommen, ein Streifen von was beliebig anderem geht auch, es sollte aber nichts sein was Feuchtigkeit aufnimmt. Dass der Streifen zur Stange schief sitzt ist kein Pfusch, sondern ist durch die Vertiefung im Blech vorgegeben.

Direkt daneben kann man sehen wie die beiden größten Öffnungen der Türen original verschlossen waren! Nur mit einem Stück braunem Papier, genauso wie auf dem Bild zugeschnitten und von der Türverkleidung beigedrückt, unten steckten sie in der Tür und konnten somit nicht wegrutschen. Bei der ersten kompletten Restauration 1987 habe ich es so vorgefunden, schon etwas gammelig aber noch intakt. Ich hatte die alten als Muster genommen und die neuen genau wieder so zugeschnitten, jetzt aber mit Klebstreifen befestigt. Mehr war da nicht und mehr mache ich nicht, diese wurden 2019 neu angefertigt, hätte die von 1992 aber weiter verwenden können und die zweite große Öffnung unten lasse ich ganz offen. Nach meiner Ansicht ist es nicht notwendig die Tür ganzflächig mit einer Folie zu bekleben und aus der Tür einen Schwitzkasten zu machen. Um die Türen innen und die Türverkleidungen vor Wasser und Schmutz zu schützen ist es viel wichtiger von außen alle Vorkehrungen zu treffen damit möglichst wenig, am besten gar nichts mehr eindringen kann.

Genauso sollte man oben die Blechkanten (siehe ganz oben) mit einem doppelten Gewebeklebstreifen oder ähnlichem schützen, der bewahrt die Kanten vor Lackschäden bei der Montage der lackierten Blechverkleidung, original war da ein kleiner Kantenschutz.

Auch ein Streifen Kit wie man ihn im Bild links vorm Ausstellfenster sieht war ebenso original! Ein Stück Kotflügeldichtmasse oder ähnliches zu einer dünnen Wurst geformt und angedrückt schützt die lackierte Blechverkleidung innen vor Lackschrubbern und Korrosion, da diese sonst auf den beiden Blechschrauben aufliegen würde. Bild 3 noch mal aus einer anderen Perspektive aufgenommen beim zerlegen Anfang Januar 2019.
Wie geschrieben alles nur Kleinigkeiten, waren so original und lassen sich mit geringem Aufwand verwirklichen.

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Die nachgefertigte lackierte Profilleiste für die Türdichtung unten, montiert und mit Dichtung unter Verwendung von viel Wachs, daher das Geschmiere.

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Was mich ärgert ist die Qualität mancher Neuteile, es wird zwar vieles wieder produziert, aber die Qualität von manchen Teilen lässt zu wünschen übrig! Wie zum Beispiel bei diesen Dichtungen für unter die Türgriffe, man hat weder gutes Material genommen, noch hatten Sie die korrekte Form und ich musste sie noch zu recht schnippeln, in der einen Ecke schaute was raus, in der Anderen fehlte was. Während die Originalen viele Jahre ihren Zweck erfüllten sind die beiden Papierchen oben gerade mal zweieinhalb Jahre alt! Man nimmt, so mein Eindruck, irgendwas von einem Fahrzeug von einer anderen Marke mit ähnlichen Griffen und verkauft es für nicht gerade wenige Euros. Ärgerlich, denn Dichtungen unter den Türgriffen wechseln macht man nicht mal so nebenbei! Die Schwarzen, in einer besseren Qualität, habe ich in Ebay gekauft.
Genauso die Fensterdichtungen für oben/hinten, früher waren sie einbaufertig und haben perfekt gepasst, heute muss man den 90° Winkel selbst ausschneiden und, man hat nur einen Versuch.

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Fortsetzung folgt!

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Der Zusammenbau!

Aus Wikipedia!
Die Wurzeln der Volvo Car Corporation liegen in dem schwedischen Unternehmen Svenska Kullagerfabriken Aktiebolag (SKF) begründet.

Beim Nachschneiden der Gewinde habe ich entdeckt, dass ich auch einige Gewindewerkzeuge von SKF habe. Hier jeweils der 3. Gang vom 3/8“ und 5/16“ Satz, SKF hat also auch Werkzeuge hergestellt. Bild 2 zeigt das Nachschneiden der 1/4" Gewinde an der Motorhaube!

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Ich rate dazu Gewinde grundsätzlich nachzuschneiden, nicht nur nach dem lackieren, sondern auch beim Überholen von Motoren, Getrieben, Achsen, um Schmutz, Rost und Beschädigungen zu beseitigen. Werkzeugsätze für Zollgewinde mit Windeisen und Schneideisenhaltern findet man schon für um die 40 Euro im Internet in denen die wichtigsten Gewindegrößen unserer Oldies enthalten sind. Das ist kein hochwertiges Werkzeug mit dem Profis arbeiten würden, aber für diese Zwecke vollkommen ausreichend. Meine Gewindewerkzeuge sind ein Sammelsurium von Flohmarktfunden, geschenkten und neu gekauften Werkzeugen.

Die Teile auf den Fotos in diesen Zustand zu versetzen ist keine große Kunst, da muss man nicht mit Mattschwarz aus der Spraydose oder sonstigem rumimprovisieren. Die großen Teile der Türen im ersten Bild und die Teile der Haubenfalle oben und unten kann man als Ganzes in die Verzinkerei gegeben. Alles so gut wie möglich sauber machen und die Gewinde nachschneiden, die Beizlauge macht den Rest, dringt überall ein, macht alles sauber und blank. Eine gute Verzinkerei kontrolliert das und hängt Teile die noch nicht sauber sind noch mal ins Bad, ebenso findet das Zink überall seinen Weg hin. Ich zerlege den Fanghaken der Haube, dabei ist es wichtig dass man ihn ausmisst und eine Skizze macht, sonst gibt es später Probleme beim einstellen und schließen der Motorhaube. Als Anfänger besser nicht zu viel auf einmal Verzinken lassen, lieber nur kleine Partien sonst verzettelt man sich, z.B. nur Karosserie und Anbauteile, Motor und Getriebe, Achsen und Unterboden. Mit der Schieblehre messen wenn z.B. Schrauben mit gleichem Gewinde unterschiedliche Längen haben, dazu Notizen und Fotos machen. Original waren diese Teile auch alle verzinkt, aber das wird wieder nicht ewig halten und so lässt man sie nach 10-15 Jahren wieder behandeln. Viele Teile an meinem Amazon sind schon das zweite, manche schon das dritte mal neu verzinkt.

Die zwei Kreuzschlitzschrauben mit den großen U-Scheiben (Bild 1) halten die hintere Führung der Seitenscheibe.

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Nur eine kleine Verbesserung und sieht schön aus, sind verchromte Türpins! Wer mal das Glück haben sollte einen 164er vom Modelljahr 1972 auf dem Schrott zu finden, sollte sie ausbauen und mitnehmen. Nur der 164er vom Modelljahr 1972 hatte diese Chrompins!

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Und da es die ganze Zeit um die Türen ging, schaut euch mal Bild 1 (groß machen) an. Das Auto in der passenden Höhe auf der Hebebühne und die Tür im richtigen Winkel offen, spiegeln sich die Mitbewohner der Halle im jungfräulichen Lack des Amazon. So nebenbei beim Schrauben entdeckt und mit der Kamera festgehalten!

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Und wer glaubt dass das alles so bleiben wird, der irrt! Die Türstopper frisch lackiert, an ihrem Platz und nach zweijährigem Gebrauch.

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Das wars für dieses Jahr, 2022 gehts weiter und zitiere einen anderen Volvoniac:
„Werd scho wern!“

Fortsetzung folgt!
Editiert am Wed 29. Dec. 2021, 17:16:34 von Börnaut

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Der Zusammenbau!

Wie man die Zierleisten befestigt ohne die originalen Drahtklammern wieder zu verwenden, war schon einige mal Thema hier! Auch wenn es die Dinger wieder neu gibt sollte man nach einer Lackierung diesen Schrott meiden, denn er trägt zu einem großen Teil die Schuld dass unzählige Amazon viel zu früh dem Rost zum Opfer gefallen sind!

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Vermutlich ist es hier und da schon zu kleinen Beschädigungen gekommen als man in der Produktion die Drahtklammern mit Leisten montiert hat. Die Löcher in der Karosserie wurden dann noch innen mit einem Klumpen Dichtmasse verschlossen zu denen die Werker bei einigen noch nicht mal ausreichend Sicht hatten und sich verrenken mussten (Bereich C-Säule und ganz vorne in der Tür) und nur nach Gefühl den Knaster um die Klemmen kneten konnten. Großserienhersteller, und dazu gehörte nun mal auch Volvo, konstruierten damals wie auch heute so, dass das Produkt in der Fertigung möglichst einfach und billig, mit dem geringsten Aufwand und mit so wenig Personal wie möglich, auf Neudeutsch Manpower, gefertigt werden konnte/kann. Auf diese Art Zierleisten zu befestigen war schon sehr einfach und primitiv und vielleicht gab es Anfangs nichts besseres, hätte man aber irgendwann ändern können, denn ab Anfang/Mitte der Sechziger gab es schon bessere Lösungen. Diese Dinger, ich nenne sie Krallen, waren nur galvanisch verzinkt, steckten in den Zierleisten und bekamen Dreck und Salz ab, waren mit der Zeit alle verrostet und gaben diesen an die Karosse weiter. Mein Amazon war als ich ihn das erste mal restaurierte gerade 12 Jahre alt, fast um jedes Zierleistenloch hatte es Rost. Dadurch und weil die Kitklumpen mit der Zeit hart und undicht wurden drang Wasser ein, an- und durchgerostete Schweller, Türen und Radläufe waren/sind die Folge. Bei den zweitürigen Amazon drang über undichte Bohrungen ab der Mitte des Radlaufs und am Seitenteil Wasser ein und lief nach unten in den Schweller. An der höchsten Stelle des Radlaufs gibt es original eine kleine Vertiefung, wenn das Loch das sich genau oberhalb befindet undicht war, stand dort immer Wasser und war die erste Stelle die außen Blasen bekam, so geschehen an meinem Zweitürer. Viertürer waren hier im Vorteil, wenn man sich einen unrestaurierten oder ein Schlachtfahrzeug anschaut haben die Radläufe ab etwa der Mitte nach vorne und die Schweller so gut wie nie Rost, eindringendes Wasser und Rost bekamen dann die hinteren Türen ab. Rost und Durchrostungen in den Ecken wo Radkästen, Seitenteile und Kofferraumboden aufeinander stoßen sind zum größten Teil auch den Undichtigkeiten der Zierleistenbefestigung zu verdanken.

Aber es gibt Alternativen, von den bekannten Teilehändlern, von Teilehändlern die im Internet und auf den großen Teilemärkten solchen Kleinkram verkaufen und von anderen Automobilherstellern. Egal was man nimmt, alles ist besser als die originalen Drahtklammern!

Hier rechts im linken Bild meine erste Lösung! Ich habe vergessen wo ich diese Teile her hatte, sie sind aus Stahl verzinkt und man sieht dass die Verzinkung nicht allzulange gehalten hat. Während der Teil innen, also das Gewinde, durch den Gummi und Dichtmasse geschützt war, ist der Teil außerhalb der Karosserie verrostet. Es wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen bis dieser auch nach innen gedrungen wäre.
Mittig eins von den Originalteilen welche die Zierleisten an den C-Säulen halten, es ist verformt weil sich dort eine Vertiefung befindet und in diese reingezogen wurde. Man sieht dass es damals schon Teile am Amazon gab die die Krallen hätten ersetzen können, diese zu verarbeiten wäre in der Fertigung aber unmöglich gewesen. Man stelle sich vor, in der laufenden Produktion hätte auf jeder Seite ein Monteur die lange Seitenteilleiste auf Position gehalten und zwei weitere Werker stecken innen an sieben (so viel Befestigungspunkte hat die lange Zierleiste) solcher Teile die Gummis und U-Scheiben drauf und ziehen die Muttern bei. Vorstellbar an sehr teuren feinen Autos, aber an einem Großserienprodukt undenkbar! Damals mussten die Werker während das Fertigungsband kontinuierlich lief neben dem Band her laufen und Teile montieren, angehalten wurde nur in Notfällen. Heute stehen sie auf dem Band und fahren mit und keiner muss noch über Kopf arbeiten wenn Bauteile am Unterboden wie z.B. Tank oder Bremsleitungen montiert werden.
Links drei Teile aus Kunststoff die ich irgendwann mal einem Schlachtfahrzeug entnommen habe, auf dem rechten Bild ein Teil von einem anderen Hersteller. Nach solchen Teilen sollte man Ausschau halten!

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Hier die nächste Version/Idee, zwei Millimeter dicke Messingbleche und abgedrehte M6er V2A-Schrauben hart verlötet. Die schmuddelige Optik kommt vom Flussmittel dass zum Löten gebraucht wird, es wird nach dem Löten unter laufendem Wasser abgebürstet, hinterlässt aber diese Spuren. Man hätte sie strahlen können, aber das sieht niemand! Wir wissen dass die Zierleisten am Amazon nicht unbedingt alle auf gleicher Höhe sitzen und wenn dann nach Jahrzehnten noch andere/neue Türen eingebaut wurden stimmt nichts mehr. In alten Prospekten kann man sehen dass es Volvo schon ab Werk mit den Zierleisten nicht so genau nahm. Eine weitere Idee von mir war, und wer genau hinschaut sieht es, dass an den drei Teilen in der linken Ecke die Gewinde außermittig sitzen. Wieviel außer Mitte hatte ich dann noch mit Schlagzahlen gekennzeichnet, zu sehen an dem Teil rechts unten das mit 0,5 gekennzeichnet ist. Aber auch diese Teile waren nur bis zur nächsten Lackierung montiert, denn mit M6er Gewinden waren sie zu dick für die nur unwesentlich größeren Bohrungen in der Karosserie. Beim Montieren musste man sehr gut aufpassen, sonst konnte es vorkommen, dass man mit den zu dicken Gewinden den Lack in den Bohrungen wegschruppte. Daher empfehle ich die Zierleisten für die Seitenteile vorsichtig in Form zu biegen, dem Verlauf der Seitenteile anzupassen. Da sie aus zähem Edelstahl sind erfordert dies einige Zeit und Geduld, erleichtert aber den Anbau!

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Die nächste Verbesserung, wieder 2er Messingbleche mit abgedrehten V2A-Schrauben hart verlötet, aber jetzt mit M4er Gewinde. Auch hier wieder ein Teil außermittig, dies und zusammen mit den M4er Gewinden ergab noch mehr Spielraum um die Leisten von vorne bis hinten auf eine Höhe zu montieren.

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Die nächste Idee wurde gleich wieder verworfen, kam erst gar nicht zum Einsatz! Teile aus grauem und rotem Polyamit (Perlon) aus 30mm Stangenmaterial gedreht und gefräst.

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Aber erst mit dieser Lösung war ich zufrieden, ebenfalls aus Polyamit angefertigt aber mit einem Absatz von 1,5 bzw. 2mm gefräst. Die Zierleisten liegen original fest an der Karosserie an, oben läuft über den feinen Spalt auf ganzer Länge Wasser rein, es sammelt sich Schmutz an und dieser macht die Leisten mit der Zeit unten dicht. Wer sie schon mal an einem unrestaurierten Amazon demontiert hat, konnte sehen wieviel Dreck sich innen angesammelt hatte. Mit diesen Teilen aber sitzen die Leisten, ohne dass es auffallen würde, einen Millimeter weg von der Karosserie und das Wasser kann durchlaufen. In der Mitte und rechts habe ich zum Verständnis mal ein paar Teile in eine Leiste gefädelt!

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Damit nie mehr etwas eindringen kann habe ich für jedes Teil Würstchen geknetet und ums Gewinde gelegt. Dieses wird bei der Montage außen plattgedrückt und setzt dabei die Bohrung in der Karosse zu, ein Teil wird nach innen gedrückt und mit Gummi, großer U-Scheibe und Mutter wird der Rest ebenfalls verteilt. So ist der gesamte Raum um Gewinde und Bohrung in der Karosse von Dichtmasse ausgefüllt und es kann nichts eindringen. So verbaut 1992, ohne jegliche Beschädigung und Rost an der Karosserie 2018 nach 27 Jahren ausgebaut und 2019, nach der letzten Lackierung, wieder verwendet!

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Spare in der Not, dann hast du Zeit dazu  ? Nein, spare in der Zeit so hast du in der Not, lautet das Sprichwort. Oder kaufe und sammele in der Zeit Teile für den Oldie, so hast du in der Not und so ist es schön wenn man was greifen kann. Die durch einen Rempler platt gedrückte Leiste am rechten Kotflügel konnte ich mit einen Griff ins Regal ersetzten. Neue Leisten für die C-Säulen waren ebenso vorrätig, hier wegen der Vertiefung mit etwas dickeren Würstchen und seitlichen Bollen gegens verrutschen.

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Das waren über fast 40 Jahre meine Ideen und Alternativen Zierleisten zu befestigen, es gab lange nichts gescheites und man musste sich was einfallen lassen! Heute gibt es genau solche Teile problemlos zu kaufen, aus Edelstahl mit Gummi, U–Scheibe und Mutter und da kann man in Kurzform das nachlesen was ich hier beschrieben habe.

https://www.buttkereit-onlineshop.de/de/volvo-ersatzteile/schraubklammer-zierleiste-edelst...
Schraubklammer Zierleiste Edelstahl 4-teilig
Schraubklammer zur Befestigung der Zierleisten (anstelle der Draht-Klammer 658850 bzw. 95384)
Die Zierleistenklammer für hochwertige Restaurationen:
- die Lackierung wird nicht beschädigt bei Montage der Zierleiste
- keine Gefahr der Unterrostung
- kein Wassereintritt in das Fahrzeug- die Gummischeibe dichtet das Befestigungsloch ab
- Möglichkeit des horizontalen Ausrichtens bzw. Angleichens der Zierleisten (dies ist mit der originalen Drahtklammer nicht möglich)

Mit 4,60 Euro pro Stück nicht gerade billig, bei 40 Stück für einen zwei türigen Amazon wären das 184 Euro, wenn ich nicht die Möglichkeiten gehabt hätte und heute einen Amazon restaurieren würde, würde ich mich nicht scheuen diese 184 Euro dafür auszugeben!

Fortsetzung folgt!
Editiert am Wed 21. Dec. 2022, 13:51:21 von Börnaut

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Der Zusammenbau!

Ja sehr lange Pause!

Auch wenn man etwas schon einige mal gemacht hat, heißt das nicht dass man vor Fehlern gefeit ist, denn zwischen der letzten Lackierung 2019 und der von 1992 lagen immerhin 27 Jahre und da vergisst man einiges. Es reichen aber auch schon wenige Monate! Ich hatte das linke Ausstellfenster schon eingebaut, um dann festzustellen dass die Seitenscheibe sich so nicht montieren lässt und musste es noch mal ausbauen. Jedes unnütze aus- und wieder einbauen von größeren Teilen birgt die Gefahr von unnötigen Beschädigungen an der neuen Lackierung, also besser die richtige Reihenfolge einhalten.
Nicht nur als Anfänger sollte man beim Zerlegen Fotos machen und ist in der heutigen Zeit mit Digicams und Handys auch kein Problem mehr. Zu meiner Anfängerzeit aber undenkbar oder teuer, Filme kosteten viel Geld und das Entwickeln noch mehr. Es gab und gibt immer wieder Leute die werfen beim Zerlegen eines Autos sämtliche Kleinteile in eine Kiste und so kann man immer wieder mal lesen, suche Teil x oder habe Teil y verlegt oder wie wird Teil z montiert. Bei den Türen wird gerne so vorgegangen, denn alles gibts nur zweimal, was soll da schon passieren? Wenn aber bestimmte Teile von links nach rechts vertauscht wurden, öffne ich diese Amazon innerhalb von wenigen Sekunden! Es gibt an unseren Oldies ganz viele Schraubverbindungen in 1/4“, 5/16“ und 3/8 Zoll, aber in unterschiedlichen Längen und so existieren von 1987 von meiner ersten Restauration noch seitenweise Notizen und die ein oder andere Skizze. Schnell hat man was falsch gemacht, hat zu lange Schrauben wo rein gedreht die an anderer Stelle gebraucht werden oder muss noch mal was ausbauen, weil etwas im Weg ist. Der Platz oben in der Tür ist begrenzt und die Gefahr groß den schönen neuen Lack zu beschädigen, daher die Kanten besser abkleben. Und vergesst dass der Zusammenbau des Autos ohne Blessuren über die Bühne gehen wird! Eine gute Lackiererei gibt dafür ein Gläschen vom angemischten Lack und etwas Härter mit. Rührt erst was an wenn ihr wirklich was braucht, 1-2 ccm in Deckeln von Schraubgläsern die man anschließend wegwirft reichen dafür vollkommen und nehmt hochwertige Pinselchen.

Den Zusammenbau der Türen mit den Zierleisten beginnen und nach und mit den anderen Leisten ausrichten. Dann den Spiegel einbauen, verwendet hierfür möglichst keine Blechschrauben, es gibt problemlos M5er V2A-Linsensenkkopfschrauben mit Kreuzschlitz in Originaloptik, sie rosten nicht und man kann sie von innen verschrauben. Wer Blechtreibschrauben in frisch lackiertes Blech dreht braucht sich nicht zu wundern wenn Jahre später sich Rostblasen unter den Spiegelfußdichtungen zeigen. Als nächstes das Fenster lose unten in die Tür legen und erst dann das Ausstellfenster einbauen. Wenn man die Zierleisten mit Schraubteilen befestigt und den Spiegel wie empfohlen, dann rate ich diese Reihenfolge einzuhalten. Denn alles muss durch die zwei großen Öffnungen in der Tür verschraubt werden, es ist schon unangenehm genug den Unterarm über die Blechkanten zu zwängen, wenn man dann noch um die Führung der Seitenscheibe vorbei fummeln muss, macht man sich das Leben, das Montieren der Teile unnötig schwer. Danach den Türgriff einbauen, ist die Seitenscheibe schon montiert, macht man es sich mit dem Griff wieder unnötig schwer. Danach die Dichtungen montieren und erst dann die Seitenscheibe einsetzen, diese hochschieben, die hintere Führung montieren und alles ausrichten, dann den großen Rest.

Ein weiteres Ärgernis sind die Rückstrahler mit den Blechteilen, den Haltern! Über die Sicken an der Karosserie drang oben über viele Jahre Wasser und Schmutz ein, diese Schmutzpartikel, auch wenn sie sehr fein sind, setzten mit der Zeit unten die Sicke zu. Auch kam es vor dass die Gummikeder um die Gehäuse nicht ganz abdichteten so dass der Fahrtwind bei Regen noch zusätzlich Wasser und Schmutz seitlich reindrückte. Das Ergebnis waren immer rostende Rückstrahler und Halter und wenn der Dichtgummi innen im Kofferraum nicht mehr in Ordnung war, ins Fahrzeug eindringendes Wasser und in der Folge Rost, nicht nur außen an der Karosserie sondern auch innen an den Seitenteilen, dem Heckblech und dem Kofferraumboden. Auch poröse ausgehärtete Rücklichtgummis und die schon ab Werk unzureichende Abdichtung der Reflektoren taten ihr Übriges. Beim Bergen von Ersatzgehäusen auf schwedischen Schrottplätzen in den 80er und 90er Jahren waren die Rückstrahler an der untersten Hälfte immer rostig, manche bis zur Hälfte regelrecht weggerostet oder zerbröselten beim Versuch die Mutter innen im Kofferraum zu lösen, oft stand auch Wasser in den Haltern.

Meine Kamera gibt das leider nicht her sonst könnte ich das kleine dreieckige Loch an der Karosserie und der Dichtung oben zeigen, auch den seitlichen Spalt wieder von wenigen Zehntel Millimeter am rechten Halter, es wird also bei der Wagenwäsche und bei Regen wieder Wasser und Dreck eindringen. Auf dem rechten Bild sieht man den Zustand nach 27 Jahren, wobei die Halter nur galvanisch verzinkt und lackiert sind. Der weiße Rand sind Reste von Politur die man nie restlos aus den Ecken bekommt und wer das Bild groß macht, ganz groß, sieht an den Spuren an der Karosserie das Regenwasser beim Fahren rein gedrückt wurde. Deutlich sieht man auch den Dreck der sich mit den Jahren unter der originalen Kofferraumdichtung angesammelt hat! Heute befindet sich da eine Steckdichtung die es als Meterware gibt.

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Dass kein Wasser eindringt wird sich nie ganz vermeiden lassen, aber dass es abfließen und keinen Schaden anrichtet dafür kann man bei einer Restauration ohne großen Aufwand Vorsorge treffen. Eine erste Maßnahme ist den Keder nicht ganz und dicht um den Halter zu legen, sondern ihn kürzen und unten mittig ca. 10mm offen zu lassen. Ich habe zusätzlich noch eine 5mm große Bohrung angebracht, so kann eindringendes Wasser jederzeit ablaufen und alles austrocknen. Im linken Bild der rechte Halter, ganz deutlich die gleichen Spuren von eindringendem Regenwasser und Dreck wie an der Karosserie, rechts der linke Halter mit ähnlichen Spuren.

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Hier drei Rückstrahler, links einer vom Schrott um den der Besitzer des Amazon sich aber gekümmert hatte, man sieht rotbraune Rostschutzfarbe und unten noch mal graue. Rechts einer nur mit Wachs geschützt nach 27 Jahren am Fahrzeug, mit den geschilderten Maßnahmen damit das Wasser ablaufen konnte und mit einem originalen Dichtgummi. In der Mitte noch ein neuer Rückstrahler, ich empfehle sie vor dem Einbau mit Wachs einzustreichen so dass es in die Bördelung rundum läuft und das noch mindestens einmal zu wiederholen. Daneben noch zwei originale alte Gummis, es gibt keine neuen mehr, deutlich sieht man am linken den Abdruck der ovalen Öffnung in der Karosserie und von Heckblech und Seitenteil.

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Ein Rücklichtgummi nach nur 3 Jahren am Amazon, auch für alte Originalteile, für NOS-Teile ist die Zeit irgendwann abgelaufen. Und wer den Schaden hat braucht für den Spott nicht zu sorgen, bei Treffen bekommt man dann schon mal mit einem breiten Grinsen den Spruch zu hören, „da haste aber gespart, da häste ruhig Neue nehmen können“. NOS-Teile sind auch nicht mehr das was sie mal waren  !

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Fortsetzung folgt!
Editiert am Tue 26. Apr. 2022, 5:20:50 von Börnaut

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Hallo Bernhard.
Immer wieder schön da zu lesen. Interessant diese ganzen Detaillösungen.
Und das Gummizeugsproblem ist wirklich zum Kotzen. Letztes Jahr neue Rückleuchtendichtungen verbaut. Nach 8 Monaten sieht man schon kleine Risse. Wenn die ja nur 1,-- Euro kosten würden......

Gruß Manfred

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Moin,
es ist leider wirklich so das ich mich seit Jahren über die miese Gummiqualität ärgere. Vermutlich werden umweltfreundlichere Materialien verwendet, aber es ist ja nicht umweltfreundlich wenn man alle 3 Jahre ein neues Teil kauft und wegwirft statt es 50 Jahre zu nutzen.
Schnöde Auspuffgummis halten nicht einmal von einem TÜVtermin zum nächsten, selbst Fahrradmäntel sind nach 2 Jahren porös.
Mittlerweile habe ich viele alte Gummiteile ( die ich zum Glück nach Schlachtungen nicht alle entsorgt habe ) in der Waschmaschine gewaschen, 2 Wochen in Weichspüler eingelegt und ---> besser als neu. Selbst 50 Jahre alte Auspuffgummis sind besser als neue und natürlich gilt dasselbe für Dichtgummis wie bei den Rücklichtern.
Interessant auch wenn man mal auf uralten Schrottplätzen zB in Skandinavien unterwegs ist - die Gummis sind teilweise auch in gutem Zustand.
Zu den Rücklichtgehäusen : """und wenn der Dichtgummi innen im Kofferraum nicht mehr in Ordnung war, ins Fahrzeug eindringendes Wasser und in der Folge Rost, nicht nur außen an der Karosserie sondern auch innen an den Seitenteilen, dem Heckblech und dem Kofferraumboden."""
Das angehängte Bild von dem blauen Trauerstück ist wohl ein gutes Beispiel dafür ( er kostete 160€ und ich zog ihn unter einer Tanne hervor - ging noch )

Gruß
Roger

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Editiert am Thu 17. Mar. 2022, 15:20:53 von RKV

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Der Zusammenbau!

Wer hier bisher mitgelesen oder schon mal einen Amazon restauriert hat, der konnte feststellen dass es immer wieder mal gilt kleinere oder auch größere Hürden zu überwinden. So lässt sich die hintere Stoßstange oft nur sehr wiederwillig demontieren, das liegt daran dass die Schrauben angezogen wurden bis die Halterungen an der Karosserie an den Stoßstangenhaltern anliegen, platt gedrückt wurden. Man bekommt sie dann nur sehr mühsam durch auf und ab bewegen und festes ziehen wieder los. Bei der Montage dann wieder das gleiche Problem, die Halteeisen gehen nur wiederwillig rein und die Gefahr ist groß den frischen Lack zu beschädigen. Um die Montage zu erleichtern und um die Aufnahmen an der Karosserie wieder schonend in die alte Form zu bringen, habe ich mir ein einfaches Hilfsmittel ausgedacht und angefertigt.

Ein Stück Flacheisen 6x45x50mm, im Zentrum ein M12er Gewinde schneiden und daran ein Stück Rundmaterial mit Durchmesser 5mm mal ca. 120mm Länge anschweißen. Weiter ein Stück Flacheisen von 12x50x100-120 mit einer Bohrung von 12,5mm ca. 30mm von vorne und mittig. Nicht besonders schön und leicht rostig, schön aussehen muss es auch nicht, sondern nur seinen Zweck erfüllen und war nur zweimal, 1992 und 2019, in Gebrauch.

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Die rechte Halterung der Stoßstange, deutlich sieht man den Verzug. Im zweiten Bild das Ziehen der in Fahrtrichtung vorderen Bohrung, jetzt sieht man auch für was der angeschweißte 5mm Stab gut ist, er wird gebraucht um das Flacheisen genau zu positionieren. Durch das Anziehen der M12er Schraube wird alles wieder in die alte Form gezogen. Im dritten Bild ziehen der hinteren Bohrung und im vierten die fertig gerichtete Halterung.

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Die linke Halterung die an die Reserveradwanne geschweißt ist, vor und nach dem Richten. Dafür wird das zweite Teil mit der Schräge gebraucht, denn durch den Radius der Reserveradwanne ist der Platz an der vorderen Bohrung begrenzt.

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Beide Halterungen sind gerichtet, es sind auch noch die Originalen und die Stoßstangen lassen sich wieder leicht montieren. Das alles geschah 2019 vorm Lackieren, was man innen sieht ist altes ausgehärtetes Wachs und der Schmutz von Jahren. Mit dem Heißluftföhn das alte Wachs verflüssigen, auswischen und es hat wieder Platz für frisches Wachs!

Dies ist ein ganz einfaches Werkzeug und bis auf das 5er Rundmaterial und die M12er Schraube aus Teilen aus der Restekiste hergestellt. Von diesen einfachen Werkzeugen und Hilfsmitteln gibt es ganz viele und es gab vor Jahren mal ein Thread „Bauanleitungen für Volvowerkzeuge“ oder so ähnlich, in dem ein paar Leute ihre Werkzeuge und Hilfsmittel zeigten und erklärten. Irgendwann wurde das dann aber von ein paar XXXXXXs und YYYYYYYs als Angeberei abgetan und das Thema war durch!

Beste Grüße

Bernhard

Gets Around
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Danke für die Idee mit dem Werkzeug! Sowas brauche ich demnächst, da die bald die Montage der Stoßstangen ansteht und unsere Halterungen recht zusammengedrückt sind. Da hab ich schon überlegt wie ich die gerade bekomme um da ungestört einfädeln zu können- jetzt weiß ichs.

Sigi
Werd scho wern

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Der Amazon war auf der Hebebühne!

Das gehört noch zum Beitrag vom 14.3. weiter oben, wie man auf dem Foto sieht braucht es nicht unbedingt die 5er Bohrung. Es genügt schon die Dichtung, den Keder etwas zu kürzen und unten mittig offen zu lassen damit eindringendes Wasser ablaufen kann.

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Der Zusammenbau!

Vor einiger Zeit äußerte hier mal jemand, dass eine fehlende Öse am Handbremshebel für ihn ein Beweis für einen lieblos restaurierten Amazon sei. Es gab Zeiten da gab es kaum einen Amazon mit intakter Öse, denn sie brachen leicht und waren mit der Zeit alle beim Aussteigen vom Absatz, vom Hacken der Schuhe erschlagen worden. Lange Zeit gab es diese Ösen nicht zu kaufen, eine unversehrte auf einem schwedischen Schrottplatz zu finden war ein großer Glücksfall, eine der seltenen verchromten aus Metall aus einem frühen Amazon gar eine kleine Sensation, heute gibt es sie wieder neu und auch wieder in Metall glänzend. Ein Indiz für einen schlecht oder lieblos restaurierten Amazon sind für mich aber andere Dinge. Löcher unterschiedlicher Größe in frisch lackierten Motorräumen, an Radkästen, Stehblechen und der Stirnwand an denen im Laufe der Jahrzehnte mal allesmögliche befestigt war und die durch Blechschrauben oft noch nach oben gestülpt, gezogen wurden. Löcher die man mit wenig Aufwand problemlos hätte richten, zuschweißen und verschleifen können und von denen man nach dem Lackieren nichts mehr gesehen hätte. Neue Bremsleitungen wild drauf los und durch die Gegend gebogen, auch an Fahrzeugen von in der Szene gefeierten Profis. Fahrzeuge die man verkaufsfördernd als Hohlraum versiegelt anpreist und einem die mit Plastikstopfen zugestopften Löcher an A- und B-Säulen, an Schwellern sowie an den Türen ins Auge stechen, wo doch all diese Bereiche durch demontieren von ein paar Teilen ohne Löcher zu bohren erreichbar sind. Oder Fahrzeuge wo man die Türen öffnet und verfranzte Türkeder vorfindet, wie schon oft gesehen oder sie einfach ganz weg gelassen hat.

Im Folgenden geht es um den Einbau der Windfangkeder, auch Türkeder genannt, in einen zweitürigen späten Amazon! Relativ einfache Teile deren Montage aber sehr viel Arbeit macht, Teile die man beim Zusammenbau zur rechten Zeit montieren sollte, sonst baut man Andere noch mal aus und hat doppelte Arbeit. Der Innenraum sollte dafür noch zum größten Teil leergeräumt sein!

Die alten Keder waren zwar noch gut, aber der sichtbare Teil der Stoffummantelung nach fast drei Jahrzehnten verblasst.

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Neue Keder gibts problemlos, sie sehen gut aus und erfüllen ihren Zweck, aber wie so oft bei nachgefertigten Teilen lässt die Qualität zu wünschen übrig oder sie entsprechen, wie in diesem Fall, in ihrer Form nicht dem Original. Denn diese V-förmige angenähte Kunststofffahne wird nur an einem Teil des Keders gebraucht und nicht auf seiner ganzen Länge. An den Originalen und den 1992 montierten war diese nur auf einer bestimmten Länge angenäht, nur da wo der Keder im Himmel sitzt. Aber warum schlau machen oder an einem Altteil messen, nähen wir das Ding doch einfach auf ganzer Länge an, der Kunde zahlt und kann sich dann selbst um den steifen, störrischen Kram kümmern, die Naht aufmachen, abtrennen und zurechtschnippeln. Ich rate daher alte Originale aufzuheben und sich an diesen zu orientieren, leider habe ich von den alten Kedern keine Fotos gemacht, aber die folgenden werden hoffentlich alles erklären!

Hier sieht man ein Werkzeug das so oder so ähnlich bei allen Herstellern und Fahrzeugpolsterern zur Himmel- und Türkedermontage Verwendung fand, für den einmaligen Gebrauch tuts aber auch ein Stück Blech oder eine alte Spachtel mit Holzgriff, stumpf geschliffen und abgerundet. Damit wird der neue Keder mit dem angenähten Fähnchen zwischen Karosserie und Zahnleiste die den Himmel hält mit dazu geklemmt. Man fängt mit dem Einbau an der B-Säule an und arbeitet sich zur A-Säule vor, das ist der einfachste Teil der Montage und in wenigen Minuten erledigt.

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Als nächstes das Stück an der A-Säule runter bis zum Armaturenbrettpolster zusammen mit dem senkrechten Teil der Fensterumrahmung montieren, jetzt sitzt der Keder schon so fest dass er nicht mehr verrutschen kann. Danach wieder an der B-Säule weiter machen, sollten die Keder noch immer so verkauft werden wie 2019, muss ab hier die Naht aufgetrennt und der unnötige Kunststoffteil weggeschnitten werden. Den Keder nach hinten zur B-Säule und nach oben drücken, so dass ein möglichst scharfer 90° Winkel entsteht und ihn mit dem lackierten Blechteil, dem Haken und dem Schräubchen unten fixieren, die Befestigung des Gurtes gibt noch zusätzlichen Halt.
An diesen Haken wurde zu Zeiten der Statikgurte mit denen der Amazon ausgerüstet war die Schließzunge gehängt!

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Und wer hätte gedacht dass unsere Oldies nicht nur geschweißt und geschraubt, sondern zum Teil auch zusammen genagelt wurden? Ab etwa Unterkante des Seitenfensters hinter der Seitenverkleidung befindet sich eine Leiste die mit Drillnägeln angenagelt wurde, an diese Leiste wird der Keder festgetackert. Ich rate dazu bei einer Restauration diese Leiste an ihrem Platz zu lassen, beim Lackieren mit einem Streifen Klebeband abzukleben oder mit zu lackieren. Diese mit einem Druckluftwerkzeug reingeschossenen gedrillten Nägel lassen sich nur schwer ziehen und können, weil sie gehärtet sind, leicht brechen, dabei ist die Gefahr groß dass das was sie halten beschädigt oder zerstört wird. In diese Leiste aus einem gepressten harten Zeug lassen sich Tackerklammern nur schwer reinschießen und mit so einem Teil (siehe Bild) war es eine regelrechte Quälerei, nehmt besser einen elektrischen Tacker oder einen der mit Druckluft funktioniert. Auf diesem schlechten Foto sieht man in etwa wo die Leiste ihren Anfang nimmt!
Während im ersten Bild oben noch der alte graublaue Automatikgurt aus einem 140er zu sehen ist, unansehlich und in seiner Funktion am Ende, sieht man hier im rechten Bild den neuen wunderbar leicht laufenden Gurt mit der originalen Schließzunge.

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Hier war die Leiste auch schon mal Thema!

http://www.networksvolvoniacs.org/index.php/Spezial:AWCforum/st/id7890/Leiste_Windfangkede...

Ich hätte nicht erwartet unter dem Stichwort „Gedrillte Nägel“ im Internet etwas zu finden und siehe da, „Karosserienägel gedrillt verzinkt 0,085"x7/8".
Wie, 18,94 Euro für einen Pack mit 500 Stück?

https://www.rudolfs-oldtimershop.de/shop/index.php?id_product=1097&rewrite=a-51393&...

Oder das Stück zu 5,90 Euro für ein Nägelchen von etwas über 2mm Durchmesser und einer Länge von ca. 22mm?

https://www.rudolfs-oldtimershop.de/shop/index.php?id_product=1075&rewrite=a-47-301&am...

Selbst einer unserer Teilelieferanten hat welche im Programm!

https://www.skandix.de/de/fahrzeug-teile/zubehoer/din-montageteile/befestigung/karosserien...

Weiter geht es wieder vorne mit dem kurzen Stück unter dem lackierten Blechteil am Armaturenbrett.

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Auf der Zielgeraden!
Aber es wird noch mal schwierig, denn die Blechleiste die den Keder und die Fußraumpappe hält ist auch angenagelt. Hier müssen die Nägel aber gezogen werden, ich empfehle zwei Stemmeisen oder zwei Schrauberzieher mit breiter Klinge zu nehmen, sie links und rechts von jedem Nagel zu platzieren und versuchen sie raus zu hebeln. Ein normaler glatter Nagel würde im Blech nicht halten, durch den Drall aber sitzen sie Bombenfest, lassen sich nur schwer ziehen und werden zum Teil durchs dünne Blech gezogen. Danach wird die Leiste krumm und verzogen sein, man muss sie richten und neu lackieren und sie wird ein paar Macken zurück behalten, der größte Teil aber ist verdeckt. Die Leisten dann mit den dünnsten Schrauben die man findet an den Löchern in denen die Nägel steckten anschrauben. Ich habe die Schrauben vom Frontscheibenrahmen eines Schlachtfahrzeugs genommen!

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Als letztes wird der Keder gekürzt und die Enden zusammen mit der Alueinstiegsleiste montiert.

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Fertig!

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Tipp: An den Enden der Einstiegsleisten unten ein Dichtband oder ähnliches anbringen, das verhindert dass bei der Wagenwäsche oder bei Regen Wasser eindringt und dort ewig stehen bleibt.

„Teile die man beim Zusammenbau zur rechten Zeit montieren sollte, sonst baut man Andere noch mal aus und hat doppelte Arbeit. Der Innenraum sollte daher zum größten Teil noch leergeräumt sein!“ Hatte ich weiter oben geschrieben!

Also vor der Montage des Frontscheibenrahmens und dem Innenspiegel, der Fußraumpappe links und dem Haubenzug an seine Halterung, der Fußraumpappe rechts und der Ablage, den Seitenverkleidungen hinten und der Rückbank, den Gurten und den Einstiegsblenden, müssen erst die Windfangkeder montiert werden!

Und wer meint dass dieser Teil der Geschichte, die Montage der Windfangkeder, es wert ist in der Wissensdatenbank eingestellt zu werden, der kann das gerne tun!

Fortsetzung folgt!
Editiert am Wed 20. Jul. 2022, 9:22:59 von Börnaut

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Das ist meine Geschichte, das sind meine Ideen und Verbesserungen die ich im Laufe der Zeit vorgenommen habe, sind meine Erlebnisse in jetzt 41 Jahren mit dem Amazon! Vielleicht ist das eine oder andere brauchbar findet Anwendung und Nachahmer?

1981 hatte ich ihn mit 213000km gekauft, der Kilometerzähler stand schon Fünf mal auf Null und zeigt aktuell 88410 an, von den 588000km bin ich 375000km gefahren. Autos auch alte, so meine Einstellung, sind Fahrzeuge und keine Stehzeuge! Warum also soll ich das Vergnügen einen Oldie zu fahren nur am Wochenende bei schönem Wetter haben, wenn ich es auch an jedem anderen Tag haben kann? Jahrzehnte lang bin ich vom Frühling oft bis in den November rein damit zur Arbeit gefahren, war auf unzähligen Treffen, auch in Schweden und mit der Familie in Urlaub. Seit 11 Jahren bin ich im Ruhestand und fahre nur noch 5-6000km im Jahr und manchmal steht er fast die ganze Woche um dann am Samstag das Grünzeug zum Wertstoffhof zu bringen.
Es gibt Leute die ihren Amazon länger besitzen als ich und es gibt welche mit noch höherer Laufleistung, aber, das behaupte ich jetzt einfach mal, dass es kaum noch einen Amazon geben wird der so oft (den Umständen geschuldet) lackiert wurde.

Und es gab Zeiten, ältere werden das wissen, da bekam man an der Tankstelle auf Nachfrage ein Fahrtenbuch geschenkt oder konnte sie für ein paar Pfennige kaufen!

Ich erwähne immer das Jahr 1987, wenn ich von der ersten Restauration schreibe, in Wirklichkeit dauerte sie von Herbst 1986 bis Mai 1988. Nach dieser hatte ich begonnen ein Fahrtenbuch zu führen, in das ich die getankten Liter, die gefahrenen Kilometer, die Kosten und den Schnitt pro 100km eingetragen habe. Aber auch an welchem Tag ich in die Saison gestartet bin, wieviel Kilometer ich im Jahr gefahren bin, wann ich Inspektion gemacht, was ich repariert und getauscht habe. Aber auch besondere Vorkommnisse und Ereignisse wurden vermerkt!

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Mein erstes, im zweiten Bild links unten, war von Shell und der erste Eintrag nach einigen Tankfüllungen lautet „Ölwechsel bei 282742km“, das war im Sommer 1988 am frischen gemachten Motor. Beim durch blättern der alten Heftchen kommen wieder Erinnerungen hoch, so steht auf der Seite im Bild „Attentat Herrhausen“. Der Eintrag wurde kurz nach dem Attentat der RAF auf Alfred Herrhausen am 30.11 1989 in Bad Homburg gemacht. Das Ereignis hatte ich eingetragen um mir bei einem späteren Blick ins Buch den Verbrauch von 15,9 Liter bei dieser Tankfüllung erklären zu können. Denn ich brauchte für meinen Nachhauseweg von 22km an diesem Tag viereinhalb Stunden, es war Ende November und der Amazon lief ununterbrochen im Leerlauf.
Es gab Zeiten da organisierte der Saarländische Stammtisch jährlich ein Zeltwochenende und so lesen wir im Zweiten oben den Eintrag „Tour de Alsace“ und ganz unten „2475km VROM 2000“. Die beiden sind vollgeschrieben und das Aktuelle auch schon wieder mehr als zur Hälfte. Sie liegen viele Jahre im Amazon und zeigen die Spuren der Zeit, sind abgegriffen, genauso wie das seit Jahrzehnten in Gebrauch und sich in Auflösung befindliche Ding? mit dem ich den Verbrauch ausrechne. Wenn ich von einem Durchschnittsverbrauch von 10,5 Liter ausgehe, dann sind während der 588000km weit über 60000 Liter feinstes Super in den Tank geflossen. Den Versuch auszurechnen was diese vielen Liter Kraftstoff auch nur annähernd gekostet haben, erspar ich mir aber!
Ob Bordbuch, Fahrtenbuch oder Begleitbuch für Kraftfahrer, die alten von Gasolin und Shell sind aus dem Nachlass meines Vaters und zu schade um sie voll zuschreiben. Vermutlich wird das Aktuelle reichen  ?

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Die erste kurze Ausfahrt ging zu Freund Michael, Altvolvofahrer und Winzer, das Bild ist vom 17.6.2019. Zwei Tage später sind wir zum Treffen nach Schwerin und in Urlaub auf Rügen gefahren.

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Vor einem Jahr am 7.5. nahm diese Geschichte ihren Anfang und ich werde auch in Zukunft immer wieder mal vom Amazon und mir berichten. Denn inzwischen wurde schon wieder einiges gemacht wie 2020 die Vorderachse überholt und das Fahrwerk modifiziert, sowie noch einiges, in den Augen mancher, unvernünftiges.

Bob Dylan befindet sich seit 1988 auf seiner Never Ending Tour, mein Amazon und ich in einer Never Ending Story!

Bernhard
Editiert am Sat 30. Jul. 2022, 8:09:04 von Börnaut

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Bernhard,

Deine Geschichte ist einfach genial. Bitte weiter schreiben

Gruß

Ole

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Lieber Bernhard,
deine Geschichte ist einfach schön, unglaublich, liebevoll geschrieben, lehrreich, abwechslungsreich, interessant und was weiß noch. Aber vor allem bist es Du, der uns teilhaben lässt, viele Stunden vor dem Rechner sitzt, Bilder und Texte eingibt und damit dieses Forum unglaublich bereichert.

D a n k e!
Grüße Ansgar

P.S.: Das musste mal gesagt werden
Wer schraubt, der lebt. Wer fährt, genießt. Also schraube um Fahren zu genießen!

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…auch von mir, einem stillen Mitleser, ein großes

D A N K E

Das ein sowohl passionierter Schrauber als auch internet-affiner Best-Ager
uns so detailreich an seinem Wissen und seinen Erfahrungen teilhaben lässt,
ist ein wahrer Schatz dieses Forums.

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Hallo Bernhard,

immer schön deine Beiträge zu lesen und zu staunen.
Jetzt sieht wieder "wie aus dem Ei gepellt" aus

Bei deinen vielen Jahren mit dem Amazon und Erfahrungen ist es gut deine Ratschläge erst zu nehmen.
Hoffe ich sehe bald mal wieder dein Schätzchen live zu sehen.

LG Daniel
Volvo V40; Volvo 240 Klassik Bj 1993; Volvo 123GT Bj 1968; VW T2B Westfalia "Helsinki" Bj 1975


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