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Anleitung Zahnriemen und Keilrippenriemen Wechsel bei P2's (S60,V70 etc..)

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Moin zusammen,

um hier mal etwas Schwung in die P2 Szene (also S60, V70 XC70, XC90) zu bekommen, habe ich eine Anleitung zum Thema Zahnriemenwechsel zusammen geschrieben und will sie hier mal zur Diskussion stellen. Schaut mal durch, das eine oder andere ist vielleicht noch zu ändern, bei meiner letzten Anleitung zum Thema Getriebeölspülung kam ja auch noch etwas input.
Da es beim Zahnriemen ja ziemlich „um die Wurst“ geht, wäre es gut, wenn sich hier Fachleute nochmal melden könnten. Ich bin selber kein Fachmann, sondern schraube einfach nur aus Spaß und des gesparten Geldes wegen gerne.

Also los geht’s:




Zahnriemen und Keilrippenriemen Wechsel Anleitung „BETA VERSION“

VORSICHT: Zahnriemenwechsel sind zwar nicht sehr schwierig, aber auf jeden Fall eher was für den fortgeschritteneren Schrauber. Arbeitsfehler bezahlt man beim Wechsel in der Regel mit einem Totalschaden des Motors. Diese Anleitung ist natürlich ohne Gewähr und ohne Anspruch auf Vollständigkeit und die Nutzung passiert auf eigenes Risiko. Wer nicht sicher weiß, wozu der Zahnriemen dient und wie der Wechsel grundsätzlich funktioniert, und eventuelle Fehler oder Lücken in dieser Anleitung nicht erkennen wird, der sollte den Wechsel von einem Fachmann durchführen lassen. Zur Info, ich bin kein Fachmann.

Gemacht wurde es mit einem Volvo S60 2.4i, es sollte aber auf alle P2 Modelle und auch die kleineren Modelle mit 5 Zylinder Motoren in etwa passen.


1. Domstrebe ausbauen um Platz zum Arbeiten zu schaffen (15 und 18 mm Schlüssel)

2. Cover über den oberen beiden Zahnriemenscheiben entfernen (Torx)

3. Behälter für Servolenkung entfernen. Das ist eine Steckverbindung und kann einfach abgezogen werden. Die Schläuche können dran bleiben, sie sind lang genug um das Reservoir einfach zur Seite zu legen.

4. Kühlwasser Ausgleichsbehälter ausbauen. Erst oberen Schlauch ab (Stöpsel rein, sonst wirds feucht an den Füßen), dann Reservoir einfach aus dem Steckplatz ziehen. Vorsicht, unten ist noch der Füllstand Sensor dran. Den Stecker dafür vorsichtig abziehen. Der untere Schlauch kann dran bleiben, der ist lang genug um den Behälter aus dem Weg zu räumen.

5. Jetzt sollte man darüber nachdenken, ob man den Riemenverlauf zum späteren Einbau im Kopf hat, oder ihn doch lieber abfotografiert, oder ggf. schnell abzeichnet.

Wenn das erledigt ist: Keilrippenriemen ausbauen. Dazu muß ein langer 13 mm Schlüssel auf die Spannrolle gesteckt werden. Die Spannrolle befindet sich unter den beiden Zahnriemenscheiben. Mit dem Schlüssel mit einer Hand die Spannrolle „entspannen“ und mit der anderen Hand den Keilrippenriemen von den rollen nehmen.

6. Das seitliche Cover des Zahnriemengehäuses abmontieren (10 mm Nuss), dann Steckverbindungen lösen.

7. Auto aufbocken, rechtes Vorderrad abmontieren

8. Im Radkasten vor dem Stoßdämpfer befindet sich eine Metallplatte, mit der der Gummi Innenkotflügel gehalten wird. Oft sind da Schleifspuren dran, weil die auch zugelassenen 215er Reifen gerne mal beim Vollausschlag quietschend an dieser Platte schaben.
Diese Platte abschrauben, das Gummi zur Seite klappen. Dahinter sieht man dann die unterste Umlenkrolle des Keilrippenriemens, auf der selben Achse ist direkt dahinter auch die unterste Zahnriemenscheibe montiert, die wiederrum auf der Kurbelwelle sitzt.

9. Das obere Cover des Zahnriemen Gehäuses muß jetzt wieder IN DER RICHTIGEN POSITION an seinen Ort gesteckt werden. In dem Cover sind zwei „Kimmen“, also kleine Aussparungen. Mit einer 30er Nuss wird jetzt der Motor an der im Kotflügel gerade freigelegten Keilrippenriemenrolle/Zahnriemenscheibe IM UHRZEIGERSINN so lange gedreht, bis die Markierungen der oberen beiden Zahnriemenscheiben ABSOLUT EXAKT mit den Markierungen des Covers überein stimmen.
Grundsätzlich und wenn gut gearbeitet wird, reicht das. Es gibt allerdings, für alle die ganz sicher gehen wollen, eine Klammer, die man zwischen die Zahnriemenscheiben steckt bzw. diverse andere Sicherungshilfsmittel mit denen verhindert wird, daß die Räder sich drehen. Zwingend notwendig ist diese Klammer nicht, wer allerdings auf Nummer sicher gehen will, der besorgt sich sowas besser.

10. Auf der Zahnriemenscheibe für die Kurbelwelle (das unterste) sieht man jetzt eine Markierung, die jetzt auch mit einer Markierung auf dem Motorblock überein stimmt.

INSGESAMT IST ALSO AUF DREI MARKIERUNGEN ZU ACHTEN

11. Im Kotflügel kann jetzt die Umlenkolle für den Keilrippenriemen entfernt werden. 5 Schrauben sind zu lösen, da sie seit 160.000 km drauf ist, sitzt sie unter Umständen etwas Stramm.

12. Nochmal die Markierungen der Zahnriemenscheiben überprüfen, es kann sein, daß sich die Räder im Arbeitsgang 11 gedreht haben.

13. Gehäuse oberhalb der oberen Umlenkrollen wieder abnehmen.

14. Wieder überlegen, ob man sich sicher ist, den Verlauf des Zahnriemens beim Einbau korrekt nachvollziehen zu können. Wenn nicht, Foto machen, oder abzeichnen.

Danach: Mit einem 13mm Schlüssel die Spannrolle des Zahnriemens entspannen, dabei den Zahnriemen von den Zahnriemenscheiben nehmen.

15. Jetzt können die Umlenkrolle und die Spannrolle getauscht werden. Sie sind beide einfach nur mit ein paar Schrauben am Motorblock befestigt.

Es lohnt sich auch mal einen Blick auf die Wasserpumpe zu werfen. Wenn die nicht mehr ganz frisch aussieht, könnte man sie jetzt tauschen, oder man tauscht sie präventiv, weil man sich die Arbeit des Zahnriemen gefummels nicht zweimal machen möchte. Wasserpumpen gibt’s ab ca. 60 Euro für die Eigenmarken der bekannten Bezugsquellen, die Originalen vom Freundlichen kosten ca. das doppelte. Das muß man dann für sich selber entscheiden, ich habe keine Ahnung welche Wahl die wirklich bessere ist.

16. Zahnriemen wieder einbauen, folgendes und bitte beachten:

Ein Zahnriemen darf unter keinen Umständen zu eng geknickt werden, sonst brechen die inneren Zugstränge (Stahl- oder Glasseile). Auf evtl. vorhandene Markierungen für die Laufrichtung achten, ebenfalls sehr wichtig, damit der Riemen sauber und lange läuft. UND KEINE Gewalt! bei den modernen Trieben ist es zwar oft eng, aber wenn die Spannrolle korrekt bedient wird geht der Riemen ohne den Einsatz von Schraubendrehern und Montierhebeln drauf. Der Einsatz von Werkzeug verkürzt u.U. die Lebensdauer dramatisch. Und da der Riemen ja auch ohne Werkzeug beim entspannen der Spannrolle einfach runterfällt, muß er ja auch genauso leicht wieder drauf gehen.

Beim auflegen des Zahnriemens die oberen beiden Zahnriemenscheiben und das unterste an der Kurbelwelle nicht bewegen. Am besten unten anfangen, dann um die Spannrolle auf das vordere obere Zahnriemenscheibe. Hier festhalten, und absolut bündig auf das hintere obere Zahnriemenscheibe auflegen usw.
Danach überprüfen, daß sich die drei Markierungen an den Zahnriemenscheiben noch da sind, wo sie hin gehören.
Falls nicht, Riemen runter, Räder justieren, Riemen wieder drauf und nochmal überprüfen.

17. Einem 6mm Inbus in den dafür vorgesehen Platz der Spannrolle stecken, dann ca. 90° nach links drehen und damit die Spannrolle spannen. Wenn sie richtig gespannt ist, wird sie nicht mehr in die Ausgangsposition zurück gehen und rastet mit einem leisen klicken ein. Diesen Mechanismus kann man sich an der Spannrolle ansehen, die man gerade ausgebaut hat, dann wird es vielleicht klarer.

18. Untere Umlenkrolle für den Keilrippenriemen wieder einbauen (5 Schrauben)

19. Jetzt nochmal überprüfen, daß die Markierungen alle dort sind, wo sie hin gehören. Mit einer 30er Nuss den Motor an der Nockenwelle vorsichtig einmal komplett durchdrehen.

WICHTIG: Sollte hier irgendwo ein Widerstand zu spüren sein, der da nicht hingehört, dann stimmt die Position der Zahnriemenscheibe nicht genau. Dann muß der Riemen wieder runter und die Zahnriemenscheiben müssen nochmal exakt positioniert werden.

20. Seitliches Gehäuse wieder einbauen, wird gesteckt und dann mit einer Schraube gesichert.

21. Keilrippenriemen wieder einbauen. Das ist etwas fummelig, man tut sich leichter mit einem sehr langen 13er Schlüssel mit dem man etwas Druck von der Spannrolle nimmt. Durch den Kotflügel kann man unter Umständen etwas peilen, ob man mit dem Keilrippenriemen und dem Schlüssel in der richtigen Gegend der Rollen herumfummelt.

22. Jetzt alles wieder zusammenbauen, also:

Gummilappen im Kotlflügel zurück klappen und durch die Metallplatte sichern.
Rad wieder drauf
Stecker von Füllstand Warnung am Ausgleichsbehälter wieder anstecken, dann Ausgleichsbehälter zurück an den Ort und oberen Schlauch wieder dran
Servoflüssigkeits Reservoir wieder an seinen Platz zurück stecken.
Oberes Cover von den Zahnriemenscheibe wieder einbauen.
Domstrebe wieder einbauen

Fertig....

Ein extrem gutes Video Tutorial zu dem Thema gibts hier: http://www.youtube.com/watch?v=IK_zH8g8Fow
Auch wer des englischen nicht mächtig ist, sollte es mal ansehen, denn die Arbeitsschritte sind die selben wie gerade beschrieben und ein Bild sagt bekannterweise mehr, als 1000 Worte.

Die Anwendung der Klammer mit der die Zahnräder gehalten werden ist hier zu sehen http://www.youtube.com/watch?v=FOBYvjfD5LI

Da gibts allerdings noch andere Systeme, zu beziehen über die üblichen Quellen, die Bucht oder Amazon mit dem Suchbegriff "Zahnriemen Werkzeug" oder "Zahnriemen Arretierung." Vorsicht, nicht alle sind Volvo kompatibel.

Bester Gruß,

Mattes

P.S.: Anmerkungen von Knut eingefügt. Vielen Dank.
Editiert am Sat 9. Nov. 2013, 14:56:51 von Smooth Operator

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Hi Mattes,
super! Wenn Du das anscheinend als input und nicht Gemeeckere verstehst mache ich auch hier den Anfang mit dem Feed-back zur weiteren Diskussion:

Auch noch mal von meiner Seite: ich kenne die Plattform absolut nicht, habe das Schrauben aber mal gelernt (aber keine Berufspraxis) und lange in der Zahnriemenentwicklung gearbeitet und stelle einfach nur die Fragen die beim lesen aufkommen.

Punkt 1: muss man den Motor abstützen, wenn man die Domstrebe ausbaut oder ist das wirklich nur eine Domstrebe?
Punkt 5: Es ist doch sicher ein Keilrippenriemen, oder? Keilriemen wurden zu dieser Zeit nur noch selten verbaut. Grundsätzlich kann es beim Keilrippenriementrieb nicht schaden, den Riemenverlauf zu dokumentieren. Entweder aufmalen, fotografieren oder mit dem Bild auf der Packung (wenn vorhanden) vergleichen. Wer einmal einen 2,5m langen Riemen um 5 Riemenscheiben, drei Umlenkrollen und eine Spannrolle ohne Anleitung gebastelt hat, weiss was ich meine.
Punkt 8: die gerade freigelegte "Rolle" ist die Riemenscheibe der Kurbelwelle, oder? Nockenwelle hört sich verwirrend an, auch wenn sie nur angetrieben wird.
Punkt 10: Die Nockenwelle ist bei diesen Motoren wirklich die unterste?
Punkt 14: siehe Punkt 10
Punkt 16: ein Zahnriemen darf unter keinen Umständen zu eng geknickt weren, sonst brechen die inneren Zugstränge (Stahl- oder Glasseile). Auf evtl. vorhandene Markierungen für die Laufrichtung achten, ebenfalls sehr wichtig, damit der Riemen sauber und lange läuft. UND KEINE Gewalt! bei den modernen Trieben ist es zwar oft eng, aber wenn die Spannrolle korrekt bedient wird geht der Riemen ohne den Einsatz von Schraubendrehern und Montierhebeln drauf. Der Einsatz von Werkzeug verkürzt u.U. die Lebensdauer dramatisch.

Im Nachhinein eine kurze begriffserklärung:
ein Rad mit Verzahnung ist eine Zahnriemenscheibe, normalerweise gibt es eine auf der Kurbelwelle, ein bis zwei aud der Nockenwelle und evtl. noch eine auf einer Einspritzpumpe. Nur unbelehrbare Hersteller setzen auch verzahnte Umlenk- oder Spannrollen ein (z.B. Fiat)
ein Rad ohne Verzahnung ist eine Umlenkrolle oder Rückenrolle
eine Einrichtung, die automatisch (Federkraft, hydraulisch) die Riemenspannung regelt ist eine Spannrolle oder ein automatischer Riemenspanner
ein Keilrippenriemen wird auch oft als Micro-V bezeichnet, ist die (Kürzere) englische Bezeichnung.

Grundsätzlich hört sich das sehr schlüssig an, die sehr wichtigen Warnhinweise sind auch schön deutlich.

es grüsst der
Knut
weiterhin Stirnradgetrieben im Amazombi und Riemengetrieben (mit einer selbstentwickelten Spannnrolle im Grossserieneinsatz) im V50 unterwegs

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Hallo Knut,

ja sehr gut, daß Du Dich meldest. Ganz kurz der Reihe nach:

1. Das ist wirklich nur eine Domstrebe, der Motor ist mit der Strebe mit einem Dämpungselement verbunden. Bei ausgeschaltetem Motor dieser Gummiknubbel aber kraftfrei. Die Strebe kann also inkl. der Verbindung einfach so entfernt werden, solange der Motor dann nicht gestartet wird.

5. Ich vermute, daß Du Recht hast. Ich bin ja wie gesagt nur Hobbyist, deswegen ist meine Ausdrucksweise wahrscheinlich manchmal etwas "einfach." Ich habe aber nochmal gegoogelt und die Amis nennen das Ding "Serpentine belt" was dann tatsächlich laut leos "Keilrippenriemen" bedeutet. Werde ich noch ändern, vielen Dank.

10. Exzellent....nein ist sie nicht. Es ist die Kurbelwelle.

16. Wenn es Dir Recht ist würde ich das 1:1 einfach so übernehmen, wie Du das geschrieben hast.

Danke noch für die Begriffserklärung. So als kompletter Autodidakt hinke ich da etwas hinterher. Ich bin zwar beruflich im weitesten Sinne auch technisch tätig, komme aber aus der Luftfahrt und daher kenne ich für die meisten Begriffe nur die Englische Bezeichnung.

Ich werde nochmal durch die Anleitung gehen und das entsprechend ändern. Vielleicht hast Du ja Lust nochmal drüber zu lesen.

Bester Gruß, Mattes....der im Sommer Stirnradgetrieben im P142 unterwegs ist.
Editiert am Sat 9. Nov. 2013, 14:17:00 von Smooth Operator

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Hallo Mattes,
klar kannst Du das übernehmen, dafür tippe ich es damit viele was davon haben.

Das mit dem serpentine belt ist halt nur mit einem Keilrippenriemen möglich, ein Keilriemen sollte möglichst nicht mit dem Rücken irgendwo drauf laufen, daher wir das oft so übersetzt.

Ich schau mal ob ich noch ein paar Unterlagen zum Thema auftreiben kann, die ehemaligen Kollegen von der Riemen- und Spannerfraktion sitzem im selben Gebäude in dem ich seit ein paar Jahren nun schon Öl- und Vakuumpumpen konstruiere.
Aus meiner Sicht kannst Du das jetzt so lassen. Beim Auflegen des Zahnriemens hast Du die (allgemeingültige) Regel befolgt, dass man das GEGEN die Laufrichtung macht. An KW anfangen, dann evtl. Wapu oder Umlenkrolle, dann vordere NW, dann hintere NW, dann Spannrolle. Hintergrund: der Betrag den der Riemen etwas zu lang ist wird halt von der Spannrolle ausgeglichen, so stimmen die Steuerzeiten (die Markierungen) quasi von alleine.

es grüsst der
Knut
der heute seinen Kabelbaum weiter ausgedünnt hat


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