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Die fünfte Neulackierung ...

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Der Zusammenbau!

Vor einiger Zeit äußerte hier mal jemand, dass eine fehlende Öse am Handbremshebel für ihn ein Beweis für einen lieblos restaurierten Amazon sei. Es gab Zeiten da gab es kaum einen Amazon mit intakter Öse, denn sie brachen leicht und waren mit der Zeit alle beim Aussteigen vom Absatz, vom Hacken der Schuhe erschlagen worden. Lange Zeit gab es diese Ösen nicht zu kaufen, eine unversehrte auf einem schwedischen Schrottplatz zu finden war ein großer Glücksfall, eine der seltenen verchromten aus Metall aus einem frühen Amazon gar eine kleine Sensation, heute gibt es sie wieder neu und auch wieder in Metall glänzend. Ein Indiz für einen schlecht oder lieblos restaurierten Amazon sind für mich aber andere Dinge. Löcher unterschiedlicher Größe in frisch lackierten Motorräumen, an Radkästen, Stehblechen und der Stirnwand an denen im Laufe der Jahrzehnte mal allesmögliche befestigt war und die durch Blechschrauben oft noch nach oben gestülpt, gezogen wurden. Löcher die man mit wenig Aufwand problemlos hätte richten, zuschweißen und verschleifen können und von denen man nach dem Lackieren nichts mehr gesehen hätte. Neue Bremsleitungen wild drauf los und durch die Gegend gebogen, auch an Fahrzeugen von in der Szene gefeierten Profis. Fahrzeuge die man verkaufsfördernd als Hohlraum versiegelt anpreist und einem die mit Plastikstopfen zugestopften Löcher an A- und B-Säulen, an Schwellern sowie an den Türen ins Auge stechen, wo doch all diese Bereiche durch demontieren von ein paar Teilen ohne Löcher zu bohren erreichbar sind. Oder Fahrzeuge wo man die Türen öffnet und verfranzte Türkeder vorfindet, wie schon oft gesehen oder sie einfach ganz weg gelassen hat.

Im Folgenden geht es um den Einbau der Windfangkeder, auch Türkeder genannt, in einen zweitürigen späten Amazon! Relativ einfache Teile deren Montage aber sehr viel Arbeit macht, Teile die man beim Zusammenbau zur rechten Zeit montieren sollte, sonst baut man Andere noch mal aus und hat doppelte Arbeit. Der Innenraum sollte dafür noch zum größten Teil leergeräumt sein!

Die alten Keder waren zwar noch gut, aber der sichtbare Teil der Stoffummantelung nach fast drei Jahrzehnten verblasst.

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Neue Keder gibts problemlos, sie sehen gut aus und erfüllen ihren Zweck, aber wie so oft bei nachgefertigten Teilen lässt die Qualität zu wünschen übrig oder sie entsprechen, wie in diesem Fall, in ihrer Form nicht dem Original. Denn diese V-förmige angenähte Kunststofffahne wird nur an einem Teil des Keders gebraucht und nicht auf seiner ganzen Länge. An den Originalen und den 1992 montierten war diese nur auf einer bestimmten Länge angenäht, nur da wo der Keder im Himmel sitzt. Aber warum schlau machen oder an einem Altteil messen, nähen wir das Ding doch einfach auf ganzer Länge an, der Kunde zahlt und kann sich dann selbst um den steifen, störrischen Kram kümmern, die Naht aufmachen, abtrennen und zurechtschnippeln. Ich rate daher alte Originale aufzuheben und sich an diesen zu orientieren, leider habe ich von den alten Kedern keine Fotos gemacht, aber die folgenden werden hoffentlich alles erklären!

Hier sieht man ein Werkzeug das so oder so ähnlich bei allen Herstellern und Fahrzeugpolsterern zur Himmel- und Türkedermontage Verwendung fand, für den einmaligen Gebrauch tuts aber auch ein Stück Blech oder eine alte Spachtel mit Holzgriff, stumpf geschliffen und abgerundet. Damit wird der neue Keder mit dem angenähten Fähnchen zwischen Karosserie und Zahnleiste die den Himmel hält mit dazu geklemmt. Man fängt mit dem Einbau an der B-Säule an und arbeitet sich zur A-Säule vor, das ist der einfachste Teil der Montage und in wenigen Minuten erledigt.

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Als nächstes das Stück an der A-Säule runter bis zum Armaturenbrettpolster zusammen mit dem senkrechten Teil der Fensterumrahmung montieren, jetzt sitzt der Keder schon so fest dass er nicht mehr verrutschen kann. Danach wieder an der B-Säule weiter machen, sollten die Keder noch immer so verkauft werden wie 2019, muss ab hier die Naht aufgetrennt und der unnötige Kunststoffteil weggeschnitten werden. Den Keder nach hinten zur B-Säule und nach oben drücken, so dass ein möglichst scharfer 90° Winkel entsteht und ihn mit dem lackierten Blechteil, dem Haken und dem Schräubchen unten fixieren, die Befestigung des Gurtes gibt noch zusätzlichen Halt.
An diesen Haken wurde zu Zeiten der Statikgurte mit denen der Amazon ausgerüstet war die Schließzunge gehängt!

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Und wer hätte gedacht dass unsere Oldies nicht nur geschweißt und geschraubt, sondern zum Teil auch zusammen genagelt wurden? Ab etwa Unterkante des Seitenfensters hinter der Seitenverkleidung befindet sich eine Leiste die mit Drillnägeln angenagelt wurde, an diese Leiste wird der Keder festgetackert. Ich rate dazu bei einer Restauration diese Leiste an ihrem Platz zu lassen, beim Lackieren mit einem Streifen Klebeband abzukleben oder mit zu lackieren. Diese mit einem Druckluftwerkzeug reingeschossenen gedrillten Nägel lassen sich nur schwer ziehen und können, weil sie gehärtet sind, leicht brechen, dabei ist die Gefahr groß dass das was sie halten beschädigt oder zerstört wird. In diese Leiste aus einem gepressten harten Zeug lassen sich Tackerklammern nur schwer reinschießen und mit so einem Teil (siehe Bild) war es eine regelrechte Quälerei, nehmt besser einen elektrischen Tacker oder einen der mit Druckluft funktioniert. Auf diesem schlechten Foto sieht man in etwa wo die Leiste ihren Anfang nimmt!
Während im ersten Bild oben noch der alte graublaue Automatikgurt aus einem 140er zu sehen ist, unansehlich und in seiner Funktion am Ende, sieht man hier im rechten Bild den neuen wunderbar leicht laufenden Gurt mit der originalen Schließzunge.

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Hier war die Leiste auch schon mal Thema!

http://www.networksvolvoniacs.org/index.php/Spezial:AWCforum/st/id7890/Leiste_Windfangkede...

Ich hätte nicht erwartet unter dem Stichwort „Gedrillte Nägel“ im Internet etwas zu finden und siehe da, „Karosserienägel gedrillt verzinkt 0,085"x7/8".
Wie, 18,94 Euro für einen Pack mit 500 Stück?

https://www.rudolfs-oldtimershop.de/shop/index.php?id_product=1097&rewrite=a-51393&...

Oder das Stück zu 5,90 Euro für ein Nägelchen von etwas über 2mm Durchmesser und einer Länge von ca. 22mm?

https://www.rudolfs-oldtimershop.de/shop/index.php?id_product=1075&rewrite=a-47-301&am...

Selbst einer unserer Teilelieferanten hat welche im Programm!

https://www.skandix.de/de/fahrzeug-teile/zubehoer/din-montageteile/befestigung/karosserien...

Weiter geht es wieder vorne mit dem kurzen Stück unter dem lackierten Blechteil am Armaturenbrett.

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Auf der Zielgeraden!
Aber es wird noch mal schwierig, denn die Blechleiste die den Keder und die Fußraumpappe hält ist auch angenagelt. Hier müssen die Nägel aber gezogen werden, ich empfehle zwei Stemmeisen oder zwei Schrauberzieher mit breiter Klinge zu nehmen, sie links und rechts von jedem Nagel zu platzieren und versuchen sie raus zu hebeln. Ein normaler glatter Nagel würde im Blech nicht halten, durch den Drall aber sitzen sie Bombenfest, lassen sich nur schwer ziehen und werden zum Teil durchs dünne Blech gezogen. Danach wird die Leiste krumm und verzogen sein, man muss sie richten und neu lackieren und sie wird ein paar Macken zurück behalten, der größte Teil aber ist verdeckt. Die Leisten dann mit den dünnsten Schrauben die man findet an den Löchern in denen die Nägel steckten anschrauben. Ich habe die Schrauben vom Frontscheibenrahmen eines Schlachtfahrzeugs genommen!

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Als letztes wird der Keder gekürzt und die Enden zusammen mit der Alueinstiegsleiste montiert.

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Fertig!

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Tipp: An den Enden der Einstiegsleisten unten ein Dichtband oder ähnliches anbringen, das verhindert dass bei der Wagenwäsche oder bei Regen Wasser eindringt und dort ewig stehen bleibt.

„Teile die man beim Zusammenbau zur rechten Zeit montieren sollte, sonst baut man Andere noch mal aus und hat doppelte Arbeit. Der Innenraum sollte daher zum größten Teil noch leergeräumt sein!“ Hatte ich weiter oben geschrieben!

Also vor der Montage des Frontscheibenrahmens und dem Innenspiegel, der Fußraumpappe links und dem Haubenzug an seine Halterung, der Fußraumpappe rechts und der Ablage, den Seitenverkleidungen hinten und der Rückbank, den Gurten und den Einstiegsblenden, müssen erst die Windfangkeder montiert werden!

Und wer meint dass dieser Teil der Geschichte, die Montage der Windfangkeder, es wert ist in der Wissensdatenbank eingestellt zu werden, der kann das gerne tun!

Fortsetzung folgt!
Editiert am Wed 20. Jul. 2022, 9:22:59 von Börnaut


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